FAQ

Was ist eigentlich ein Liegerad?

Neben den klassischen Fahrradtypen, (z.B. Rennrad, Hollandrad, Mountainbike), die sich genaugenommen eher in Details unterscheiden, gibt es auch Fahrräder mit einer grundsätzlich anderen Körperhaltung, die Liegeräder nämlich.

Dabei sitzt man meistens auf einem Sitz, die Tretrichtung ist eher nach vorne als nach unten, und der Oberkörper ist eher zurückgelehnt als vorgebeugt. Eine exakte Definition fällt allerdings schwer, da es viele denkbare Varianten gibt.

Als Synonym für Liegerad wird häufig der Begriff HPV verwendet, was aber nicht gleichbedeutend ist:
Unter HPV (Human Powered Vehicles = muskelgetriebene Fahrzeuge) versteht man genau das, was er auch aussagt, und das umfasst neben Liegerädern Normalfahrräder aber z.B. auch muskelbetriebene Wasser- und Luftfahrzeuge.

Eine weitere begriffliche Schwierigkeit ergibt sich mit „normalen“ Fahrrädern. Wie sollen sie im Vergleich zu Liegerädern bezeichnet werden? In Frage käme u.a. „normales Rad“, „Standardrad“, „Hochrad“, „aufrechtes Rad“. Im englischen Sprachraum hat sich der Begriff „Upright“ (aufrecht) durchgesetzt ­ im Gegensatz zu „Recumbent“ (zurückgelehnt), was den Unterschied recht anschaulich wiedergibt.

Welche verschiedenen Typen gibt es?

Man unterscheidet Liegeräder nach verschiedenen Kriterien:

Langes/kurzes Liegerad:

Bei einem langen Liegerad liegt das Vorderrad vor dem Tretlager, was natürlich eine größere Gesamtlänge bedeutet. Beim Kurzlieger befindet sich das Vorderrad noch hinter dem Tretlager und damit unter dem Beinbereich.
Langlieger besitzen aufgrund des längeren Radstands und der geringen Last auf dem Vorderrad ein trägeres Lenkverhalten, das einerseits Lenkfehler und hastige Lenkbewegungen eher „verzeiht“, aber andererseits leicht dazu führt, dass das Vorderrad in Kurven mit schlechtem Untergrund „wegschmiert“.
Kurzlieger besitzen demzufolge ein agileres Lenkverhalten. Trotzdem ist in der Praxis der Wendekreis vieler Kurzlieger mit unter dem Sitz liegendem Lenker nicht kleiner, als der von Langliegern, da oft der Lenker beim Einschlagen an die Oberschenkel stößt.
Da das Tretlager bei Kurzliegern häufig (zwangsläufig) recht hoch liegt, ist das Aufsteigen und Anfahren für Ungeübte oder ältere Menschen eher schwierig. Die Aerodynamik ist dafür meistens besser, als die der Langlieger, da die Beine mehr oder weniger waagerecht im Wind liegen und der Oberkörper flacher nach hinten geneigt ist.
Langlieger gelten allgemein als komfortabler. Eine Frontverkleidung lässt sich bei ihnen leichter montieren.

Bauch/Rückenlieger:

Bei den meisten Liegerädern sitzt man mehr oder weniger weit zurückgelehnt. Es ist aber auch denkbar, mit dem Kopf nach vorne auf dem Bauch zu liegen und nach hinten zu treten. Meistens werden hierfür die Lenkgriffe direkt an den Gabelscheiden befestigt, das Tretlager liegt hinter dem Hinterrad.
Der Vorteil der Liegeräder des entspannten Fahrens kehrt sich bei diesen Fahrzeugen allerdings in das Gegenteil um, für den Alltagsgebrauch eignen sich Bauchlieger nicht. Auch den gerellen Beweis, dass man mit einem Bauchlieger schneller sei, als mit einem Rückenlieger, sind die wenigen Anhänger dieser Bauform bisher schuldig geblieben. Einzig an starken Steigungen scheint es Vorteile für Bauchlieger zu geben – wohl weil im Gegensatz zum „Rückenlieger“ die Beine dann besser mit Blut versorgt werden.

Radanzahl:

Bei Liegerädern sind außer zweirädrigen auch Dreiräder oder sogar Vierräder möglich und sinnvoll. Man kann grob zwischen ein- und zwischen ein- und mehrspurigen Liegerädern unterscheiden. Dreiräder können das einzelne Rad vorne oder hinten haben, ebenso wie die Lenkung.
Vorteile von Dreirädern sind die sicherere Straßenlage und die flachere mögliche Konstruktion. Nachteilig erweist sich der höhere konstruktive Aufwand, insbesondere bei der Lenkung und das größere Gewicht. Außerdem sind Dreiräder bekanntermaßen besonders „geeignet zum Aufspüren von Bodenunebenheiten“ und die Kurvenlage kann sich bei hohem Schwerpunkt als problematisch erweisen.

Lenkerposition:

Der Lenker kann sich entweder „unten„, also unter dem Körper des Fahrers, befinden oder „oben„. Im letzteren Fall verläuft die Lenkstange normalerweise zwischen den Beinen hindurch.
Der obenliegende Lenker ist für Liegeradanfänger zunächst vertrauter, er bringt außerdem eine bessere Ärodynamik.
Bei einem Unfall und insbesonders bei einem Frontalzusammenstoß birgt der obenliegende Lenker jedoch die Gefahr, dass sich der Fahrer nicht von seinem Gefährt löst und sich im Genitalbereich ernsthafte Verletzungen zuziehen kann.
Desweiteren wird unterschieden zwischen direkter und indirekter Lenkung, wenn nämlich keine starre Verbindung zwischen Rad und Lenker besteht. Eine indirekte Lenkung wird meistens durch ein Gestänge realisiert.
Als Sonderbauform sei hier noch die Lenkung über seitliche Hebel erwähnt.
Und nicht zu vergessen die Knicklenker, die sozusagen mit den Füssen gelenkt werden.

Sitzhöhe und -haltung:

Die Sitzposition ist eines der entscheidendsten Merkmale, ob ein Liegerad mehr dem gemütlichen oder eher dem sportlichen Einsatzbereich zuzuordnen ist.
Bei aufrechter Sitzposition und einer Tretlagerhöhe niedriger als die Sitzfläche spricht man häufig von Sesselrädern. Fast immer handelt es sich hierbei um Langlieger. Liegeradneulinge dürften mit diesem Radtyp die geringsten Gewöhnungsschwierigkeiten haben, da z.B. das Aufsteigen und Losfahren aber auch das Umschauen während der Fahrt einfacher ist. Fahrbahnunebenheiten werden von einer steilen Lehne weniger an den Rücken weitergegeben, als bei einem flachen Sitz. Größter Nachteil dieser Bauweise ist der relativ hohe Luftwiderstand.
Das krasse Gegenteil sind Tieflieger (mit einem f!). Meistens handelt es sich hierbei um Kurzlieger mit sehr niedriger Sitzfläche, (mehrfach) umgelenkter Kette, relativ zum Sitz hochliegendem Tretlager und direkter, oben liegender Lenkung. Diese Bauart ermöglicht schnelles Fahren durch günstigen Luftwiderstandswert und sportliche Ergonomie (die Körperhaltung ähnelt der auf einem konventionellen Rennrad, nur um ca 90 Grad gedreht). Da sich bei dieser Bauform ein Verkleidung sehr sinnvoll montieren läßt, kann der cwA-Wert noch drastisch verbessert werden.
Auf der Negativliste stehen die schlechte Sicht und Sichtbarkeit, der niedrige Schwerpunkt, weshalb man sehr viel schneller kippt und der idR durch die Kette behinderte Lenkeinschlag.
Die meisten Liegeradtypen befinden sich „Sitz-mäßig“ zwischen diesen beiden Bauformen; sie werden aber hinsichtlich der Sitzposition nicht weiter klassifiziert.

Front-/Heckantrieb:

Üblich ist der Antrieb des Hinterrades. Dafür wird aber eine lange Kette benötigt. Dieses Problem wird umgangen, wenn man das Vorderrad antreibt. Hauptproblem hierbei ist das mögliche Durchdrehen das Rades bei losem Untergrund oder an starken Steigungen.

Verkleidung:

Eine Verkleidung hat verschiedene Vorteile: Sie verbessert i.A. die Aerodynamik und senkt damit den Luftwiderstand. Darüber hinaus schützt sie vor Witterungseinflüssen (Regen, kalter Fahrtwind) und bietet u.U. einen festen Stauraum. Man unterscheidet bei Teilverkleidungen zwischen Front- und Heckverkleidungen. Darüber hinaus gibt es noch Vollverkleidungen, die den Körper ganz oder zumindest fast ganz umschließen. Leider bedeuten Verkleidungen zusätzliches Gewicht und sind meist auch recht teuer.

Velomobile:

Eine besondere Klasse sind Velomobile. Diese sind vollverkleidet und meistens als selbstragende Karosserie entwickelt.

Vor- und Nachteile gegenüber einem Standardrad?

Komfort

  • mehr Sitzkomfort, großflächiger Sitz und Lehne ermöglicht auch weniger geübten FahrerInnen stundenlanges Fahren ohne Probleme
  • Durch die entspannte Sitzposition werden Brust- und Bauchorgane nicht eingeklemmt, die Handgelenke entlastet, der Hals- und Schulterbereich nicht so leicht verspannt.
  • Bei „Gartenstuhlsitz“ (d.h. Netz- oder Spannriemensitz) kann man Einkaufstaschen an die Lehnenholme (und nicht an die Gabel) hängen. Der Lenker als Aufhängmöglichkeit für Tüten fällt allerdings weg, was jedoch vom Standpunkt der Fahrsicherheit ein sehr gewichtiger Pluspunkt ist.
  • Verkleidung als Witterungsschutz leichter möglich.
  • Da der Körper als „Federelement“ ausfällt, ist beim Liegerad je nach Geschmack eine Federung sehr sinnvoll bis notwendig, vor allem bei unebenem Untergrund (Feld-, Wald- und Wiesenwege, Schotter, Radwege)
  • unverkleidet schlechterer Regenschutz, vor allem wegen der flacheren Körperhaltung
  • Liegeräder sind nicht unbedingt schwerer als Standardräder, in der Praxis muss der Komfortgewinn aber i.a. durch ein höheres Gewicht bezahlt werden.
  • freihändig Fahren meistens nicht möglich oder schwierig (aber zum Entspannen auch nicht erforderlich)
  • bei Lenker unter dem Sitz teilweise schwieriger zu schieben (Lenken durch Gewichtsverlagerung)
  • meistens schlechter zu tragen, als Normalrad
  • Fahren mit Rock problematisch
  • Hochfahren auf Bordsteine schwieriger, „Überspringen“ von Hindernissen praktisch unmöglich
  • beim Langlieger größerer Wendekreis, mehr Platzbedarf beim Unterstellen, auch beim Kurzlieger Probleme bei „Laufgittern“ o.ä.
  • beim Liegedreirad Probleme an engen Einfahrten und schmalen Radwegen

Sicherheit

  • bei einem Sturz geringe Fallhöhe, bei einem Aufprall treffen zuerst die Füße auf, nicht der Kopf.
  • beim Langlieger ist durch den tiefen Schwerpunkt und langen Radstand ein Anheben des Hinterrads beim Bremsen ausgeschlossen, dadurch zumindest rechnerisch gegenüber dem Normalrad ca. 50% höheres Bremspotential
  • beim Langlieger kommt die Hauptbremskraft aus dem Hinterrad, das gegen Überbremsung weit weniger empfindlich ist.
  • Füße schneller auf dem Boden (z.B. als Notbremse), allerdings läßt sich ein (stehendes) kippendes Rad dennoch schlecht halten.
  • bei den meisten Liegerädern (ab einer Tretlagerhöhe von etwa 400mm) besteht in den Kurven keine Gefahr, mit dem Pedal aufzusetzen
  • Liegedreiräder haben bessere Straßenlage als normale Dreiräder
  • Das Gleichgewichthalten erfordert ein wenig Übung, das Fahrgefühl ist manchen zunächst unsicher. Man gewöhnt sich aber schnell.
  • Durch den niedrigeren Schwerpunkt kippt das Liegerad schneller, wenn es denn kippt.
  • weniger Übersicht, Umdrehen bei breiter und/oder flacher Lehne schwieriger (aber es gibt ja Rückspiegel)
  • spätere Einsicht in Kreuzungen (Kopf liegt weiter hinten)
  • ohne Pedalhalterungen leichteres Abrutschen von den Pedalen

Leistung

  • weniger Luftwiderstand durch kleinere Stirnfläche – hierüber gibt es endlose Diskussionen. Der Luftwiderstand eines unverkleideten, kurzen Liegerades entspricht etwa dem eines Rennrades, auf dem in tiefer Rennhaltung gefahren wird. Ersteres ist aber auf jeden Fall bequemer. Daher in der Praxis bei Kurzliegern (meist) ein geringerer Luftwiderstand.
  • Durch Verkleidungen läßt sich der Luftwiderstand wesentlich verringern.
  • Durch Abstützen an der Sitzlehne großer Druck auf die Pedale möglich. Dieser wird beim Standardrad im wesentlichen durch das Körpergewicht begrenzt.
  • kein Wiegetritt durch Aufstehen aus dem Sattel möglich.
  • durch höhere mögliche Tretkräfte Gefahr, die Knie zu überlasten

Technik

  • Federung ist leichter zu berücksichtigen: Keine Probleme mit der Sitzhöhe, kein Wiegetritt, die Schwingenlagerung liegt nicht im Bereich des Tretlagers,…
  • Die längere Kette (bei Hinterradantrieb) verschleißt um den größeren Längenfaktor langsamer.
  • Bei durchgehender Kette (kein Zwischengetriebe) sind bei Kettenschaltungen alle Gänge nutzbar. Mit Zwischengetriebe sind viele Gänge möglich, also große Entfaltung bei kleinen Schaltungsschritten.
  • für Techniker und Erfinder ein Feld, das noch viele Möglichkeiten offenhält 🙂
  • Verkleidung wegen niedriger Bauart als Wetterschutz und zur weiteren Luftwiderstandsverminderung leichter anzubringen
  • Bei Hinteradantrieb ist eine sehr lange Kette nötig (2-3mal Normallänge), was zusätzliches Gewicht bringt. Die lange Kette kann im unteren Freitrumm unter Umständen stark schlackern, was häufig mit einer zusätzlichen Führung der Kette, z.B. über eine Umlenkrolle oder sogar durch ein Zwischengetriebe (das noch mehr Gewicht bringt) verhindert wird.

Sonstiges

  • Autofahrer machen meist einen größeren Bogen um das ihnen nicht ganz geheuere Gefährt.
  • Man erregt einiges Aufsehen.
  • meist deutlich höherer Preis. Dieser liegt vor allem in den kleinen Stückzahlen der Räder und der benötigten Spezialteile begründet. In Massenproduktion müsste ein Liegerad nicht wesentlich teurer als ein (hochwertiges) Normalrad sein.
  • Man erregt einiges Aufsehen.

Etwas fehlt aber noch: Liegeradfahren macht einen Heidenspaß!

Sind Liegeräder schneller?

Dies ist wohl die häufigst gestellte Frage. Die Antwort läßt sich aber kaum in einem Satz zusammmenfassen.

Ob man auf einem Liegerad schneller ist, als auf einem Standardrad, hängt zunächst einmal von der Bauform des Liegerads ab. Bei vielen Modellen haben die Entwickler höheren Wert auf den Komfort gelegt.

Für das Fahren auf einem Liegerad werden teilweise andere Beinmuskeln beansprucht. Man muss also das Liegeradfahren durchaus trainieren, wenn man vorher nur auf einem Standardfahrrad gefahren ist.

Bauartbedingt läßt sich beim Liegerad gut eine Verkleidung montieren. Hierdurch kann die erreichbare Höchstgeschwindigkeit signifikant gesteigert werden, was sich eindrucksvoll beim Vergleich der Geschwindigkeitsrekorde belegen läßt.

DisziplinZeit/Geschw./StreckeTeam/FahrerDatum
Race Accross America (RAAM)5 Tage, 8 Stunden, 1 Minute (40km/h)LightningAug. 1989
Höchstgeschwindigkeit129,6 km/h (200m)Sam WhittinghamOkt. 2000
24-Stundenfahren1021,354 kmAxel Fehlau,
Vector-Racing-Team
05.-06.05.1995
Ein-Stundenfahren81,16 kmLars Teutenberg,
Vector-Racing-Team
07.08.1999

Wie macht sich ein Liegerad auf Reisen?

Der größere Komfort der meisten Liegeräder macht sich auf längeren Strecken selbstverständlich bemerkbar. Schmerzende Handgelenke und drückenden Steiß kann man getrost vergessen, über Nackenprobleme infolge flacher Sitzhaltung klagen nur sehr wenige Liegeradler.

Da man nun seltener eine Pause für die verspannten Glieder braucht, steigt die Durchschnittsgeschwindigkeit ganz erheblich.

Darüber hinaus hat man auf einem Liegerad infolge der anderen Perspektive einen viel nachhaltigeren Eindruck von der durchradelten Landschaft, als beim Standardrad.

Bei manchen Reisezielen sind Liegeräder aber im Nachteil: man kann beispielsweise (wie im Pkw) nicht über halbhohe Deiche, Mauern und Hecken sehen. Das kann einem eine Reise ganz schön verleiden, z.B. in Teilen des Vereinten Königreichs, wo man dann nichts von der Landschaft sieht.

Wer in erster Linie Geländefahrten liebt, sollte vielleicht doch besser beim MTB bleiben. Liegeräder haben hier naturgemäß einen Nachteil, da der Körper nicht so gut zur Gewichtsverlagerung eingesetzt werden kann, und durch die Sitzhaltung Stöße nicht gut von den Gliedmaßen abgefedert werden können. Eine gute Federung bringt hier allerdings sehr viel, so daß zumindestens auch steinige und verwurzelte Wald- und Feldwege genommen werden könne — sogar mit voller Beladung!

Wer mit sein Liegerad zunächst per Auto, Bahn oder Flugzeug an den Urlaubsort gelangen möchte, muss mit Schwierigkeiten rechnen, wenn das Rad länger als üblich ist (langes Liegerad oder infolge Verkleidung). Für’s Auto ist dann ein Dach- oder Heckträger angebracht. Die Deutsche Bahn AG hat offenbar unlängst den besonderen Wert von Liegerädern (oder eher von deren Fahrern) entdeckt und berechnet für die Mitnahme ganz keck den doppelten Preis eines Normalrades. Empfehlung: Dumm stellen – die meisten Schaffner machen erfahrungsgemäß keine Schwierigkeiten.

Ist ein Liegerad im Stadtverkehr sinnvoll?

Die Nachteile des Liegerads wirken sich im Stadtverkehr stärker aus, als bei Überlandfahrten: Im Straßenverkehrsgewühl aufgrund der geringeren Wendigkeit, an Bordsteinkanten wegen der schlechteren Geländegängigkeit, auf Radwegen, wegen der niedrigen Sitzposition, so daß einem an Einfahrten und Querstraßen der Überblick erschwert ist, im Kurzstreckenverkehr macht das häufigere Auf- und Absteigen Probleme.

Als Pluspunkte bleiben weiterhin die Bequemlichkeit und die größere unmittelbare Sicherheit, falls es wirklich mal zum Crash kommt. Außerdem wird man bei Nichtbenutzung von Radwegen wesentlich seltener von Autofahrern attackiert.

Nicht wenige Liegeradbesitzer schwören daher auch bei Stadtfahrten auf das Liegerad, man muss seine Fahrweise halt entsprechend anpassen. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, daß dies ganz automatisch geschieht: Ich fahre beide Arten von Fahrrädern und habe an mir selbst festgestellt, daß ich auf dem Liegerad im Straßenverkehr wesentlich mehr Ruhe bewahre, als auf einem Upright.

Was tun, wenn ich mehr über Liegeräder erfahren möchte?

Zunächst ist es nützlich, Leute zu suchen, die bereits Liegeraderfahrung haben. Mit denen kann man seine persönlichen Erwartungen und Fragen besprechen. Kontakte findet man über das Netz, den HPV Deutschland e.V., örtliche Liegeradgruppen oder evtl. über den ADFC-Kreisverband. Und wenn man mal einem Liegeradfahrer begegnet: Die meisten sind ganz nett und geduldig, wenn man sie anspricht. 🙂 Auch die Literaturliste bietet eine gute Möglichkeit des Einstiegs.

Dann kann ich nur empfehlen, möglichst viele verschiedene Modelle zu probieren, einige davon auf längeren Strecken und im Alltag. Nach 5km kann sich niemand wirklich ein Bild machen, denn Liegeradfahren ist doch so ungewohnt und anders, daß man eine Weile braucht, um die Vor- und Nachteile wirklich einschätzen zu können. Hierzu gibt es beispielsweise Reiseveranstalter, die Touren mit Liegerädern anbieten. Zum Einstieg ist das bequem und praktisch. Häufig verleihen Liegeradhändler ihre Räder auch oder geben einem wenigstens die Möglichkeit zum Probefahren. Bei dem sowieso hohen Preis der Räder kann es sich sogar lohnen, zum Ausprobieren der favorisierten Modelle eine Reise zum Hersteller auf sich zu nehmen.

Wenn man sich einen gewissen Überblick über verschiedene Modelle verschafft hat, wäre nochmals der Besuch einer größeren Liegeradveranstaltung sinnvoll. Dort gibt es alle gängigen Räder auf einen Haufen. Man kann die letzten offenen Fragen klären und verschiedene Modelle direkt vergleichen.

Hat man sich dann für ein spezielles Modell entschieden, wende man sich an den Fahrrad- bzw. Liegeradhändler seines Vertrauens oder greife zum Schweißgerät. 🙂

Warum ist dieses FAQ so alt?

Die Liegerad-FAQ ist © 1994-2001 Bernhard Graf, Berlin.

Die FAQ basiert ursprünglich auf einer Adressenliste von Werner Stiffel, Karlsruhe.

Ein ausdrückliches Dankeschön an Martin Gebhardt, Hannover, der entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung und Weiterentwicklung der FAQ hatte.

Ergänzung und tatkräftige Unterstützung sind natürlich immer herzlich willkommen. Wer etwas zur FAQ beitragen möchte, wende sich an faq@hpv.org.